Die Leistungen der Gefässchirurgie

Aneurysmen sind Aussackungen von Arterien, vor allem der Hauptschlagader (Aorta). Risikofaktoren sind vor allem Rauchen, Bluthochdruck, fortgeschrittenes Alter und männliches Geschlecht. Aneurysmen verursachen meist keine Beschwerden und werden meist während einer Ultraschallscreeninguntersuchung oder zufällig durch ein Bildgebungsverfahren für ein anderes Problem entdeckt. Übersteigt die Grösse des Aneurysmas eine gewisse Schwelle (z.B. Bauchschlagader 5cm), ist eine gefässchirurgische Beurteilung angezeigt, um zu bestimmen, ob eine operative Behandlung notwendig ist. Am KSBL behandeln wir diese Aneurysmen mit offenen sowie endovaskulären Methoden (EVAR). Ziel ist es, einer Ruptur, d.h. einem Riss der Gefässwand, zuvorzukommen, da dies einen lebensgefährlichen Notfall darstellt. Sollte es jedoch zu einer Ruptur kommen, dann haben Patienten oft stärkste Bauch- oder Rückenschmerzen. Auch in dieser Situation sind unsere Chirurgen selbstverständlich rund um die Uhr an 365 Tagen im Jahr im Dienste des Patienten, um das Aneurysma notfallmässig zu reparieren.  

Die Wand der Aorta ist aus drei Schichten aufgebaut. Sollte es beispielsweise durch erhöhten Blutdruck zu einem Riss der inneren Schicht (Intima) kommen, kann Blut in die mittlere Schicht (Media) strömen und diese aufspalten. Es kommt zu einer sogenannten Dissektion. Diese äussert sich vor allem durch einen abrupten, starken Schmerz in der Brust oder dem Rücken. Bei den Dissektionen unterscheidet man eine herznahe Form (Typ A) von einer herzfernen (Typ B). Abhängig von den beteiligten Anteilen der Aorta werden Patienten entweder vornehmlich von Herzchirurgen (Typ A) oder von Gefässchirurgen (Typ B) behandelt. Häufig reicht ein konservatives Vorgehen mit engmaschiger Kontrolle und guter Blutdruckeinstellung, um die Beschwerden zu lindern. Gelegentlich kann jedoch auch eine operative Versorgung notwendig sein; in diesem Fall wird meist eine thorakale Endoprothese (thorakale endovaskuläre Aortenreparatur, TEVAR) eingebracht. Am KSBL besitzen unsere Gefässchirurgen die Expertise, Typ B Dissektionen zu behandeln.

Die Halsschlagader (lat. Arteria carotis) ist eine paarig angelegte Arterie, die das Gesicht und den grössten Anteil des Gehirns mit Blut und damit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt. Auf Höhe des Kehlkopfes teilt sich die Arterie in einen inneren, das Gehirn versorgenden Ast und in einen äusseren. An dieser Stelle kann es zu Verengungen kommen, die für bis zu 20% aller Schlaganfälle verantwortlich sind. In diesem Fall wird der Plaque an der Engstelle mittels offener Chirurgie entfernt, um weiteren Schlaganfällen vorzubeugen. Nicht selten wird eine Engstelle zufällig entdeckt wird, bevor es zu einem Schlaganfall gekommen ist. Unter gewissen Voraussetzungen wird auch dann mittels offener Chirurgie der Plaque entfernt, um es erst gar nicht zu einem Schlaganfall kommen zu lassen. Zusammen mit der medikamentösen Therapie kann also die Carotisendarterektomie (Entfernung des Plaque aus der Halsschlagader) vor zukünftigen Schlaganfällen schützen. Schliesslich gibt es endovaskuläre Verfahren, um mittels eines Stents die Engstelle wieder aufzuweiten. Unsere Chirurgen haben langjährige Erfahrung in der komplexen operativen (offen und endovaskulär) und konservativen Behandlung der Carotis-Stenose.

Die periphere arterielle Verschlusskrankheit (pAVK) findet sich bei ca. 5% der Bevölkerung. Risikofaktoren sind das Rauchen, die Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus), Bluthochdruck und erhöhte Blutfette, die nach Jahren und teils Jahrzehnten zu Verkalkungen und Verengungen der Arterien führen (Arteriosklerose). Die Krankheit tritt in verschiedenen Schwergraden auf: von komplett asymptomatisch über gelegentliche milde Schmerzen und Krämpfe in den Waden oder Oberschenkeln beim Laufen (Schaufensterkrankheit, Claudicatio) bis hin zu konstanten Schmerzen selbst bei Ruhe und schliesslich nicht-heilenden Wunden und Geschwüren vor allem an den Füssen. In Zusammenarbeit mit den Kollegen aus der Angiologie werden Patienten in frühen Stadien konservativ behandelt, d.h. mit speziellen Medikamenten, Gehtraining und Risikofaktormodifizierung wie z.B. Aufhören des Rauchens. Bei späteren Stadien bieten unsere Chirurgen das gesamte Spektrum der operativen Möglichkeiten an: von endovaskulären, minimal-invasiven Techniken wie Ballondilation (perkutane transluminale Angioplastie, PTA) und Stent-Einlage bis hin zu Bypass-Operationen.

Patienten sind nach langjähriger Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus) gefährdet, schwerwiegende Komplikationen zu entwickeln. Eine der gefürchteten Komplikationen ist die Ausbildung eines komplexen Krankheitsbildes „diabetischer Fuss“. Als beeinflussende Faktoren sind vor allem die Erkrankung der Nerven (führt zu Störungen der Empfindung), der Schwund der Muskulatur (führt zu Fussfehlstellungen) und die Einschränkung der Blutversorgung (PAVK, s.o.) zu nennen. Diese Mechanismen greifen in einander und können in ihrer Gesamtheit den Fuss gefährden können. Im schlimmsten Fall kann eine Amputation notwendig werden. Unsere Chirurgen haben langjährige Erfahrung in konservativen und operativen Management dieses komplexen Problems und betreuen Patienten mit ihrer Expertise für Wundbehandlung und Verbesserung der Durchblutung.

Die Arterien der Eingeweide können bei entsprechender, langjähriger Risikobelastung (Rauchen, Bluthochdruck, erhöhte Blutfette, höheres Alter) Engstellen und Verschlüsse entwickeln. Das Krankheitsbild ähnelt der peripheren Verschlusskrankheit (s.o.) und wird gleichfalls durch Arteriosklerose hervorgerufen. Abhängig vom betroffenen Organ bestehen unterschiedliche Symptome: unkontrollierter Bluthochdruck (Nierenarterienverengung) oder Schmerzen nach Mahlzeiten und Gewichtsverlust (Verengungen der Magen- und Darmarterien). Je nach Situation können diese arteriosklerotischen Veränderungen mit Stents oder offenen Bypässen behandelt werden. Unsere Chirurgen sind in beiden Techniken versiert und werden im Gespräch mit dem Patienten das geeignete Verfahren auswählen.

Wir behandeln ebenfalls den Sonderfall Dunbar-Syndrom (median arcuate ligament syndrome), bei dem ähnliche Symptome wie bei der arteriosklerotischen Darmarterienverengung auftreten. Hier führt jedoch ein fester Strang zur Kompression der Arterie, der in einer offenen oder laparoskopischen (daVinci Roboter) gelöst werden kann.

Patienten, die unter einer schweren Nierenerkrankung leiden, benötigen unter Umständen eine regelmässige Blutwäsche (Dialyse), wenn die Nierenfunktion zu sehr eingeschränkt ist. Um die Dialyse durchführen zu können, muss die Möglichkeit bestehen, dem Patienten Blut in ausreichender Menge (ca. 500 Milliliter pro Minute) zu entnehmen und wieder zurückzugeben. Dies wird über einen speziellen Zugang erreicht, der Fistel (Shunt) genannt wird. Hierbei wird meist an Vorderarm der nicht-dominanten Hand eine Verbindung zwischen Arterie und Vene hergestellt, die ausreichendende Blutflüsse garantiert und gleichzeitig gut punktiert werden kann. Es gibt dabei eine Vielzahl von möglichen Varianten. In enger Absprache mit unseren Kollegen aus der Gefäss- (Angiologie) und der Nierenmedizin (Nephrologie) wählen wir die beste Option für unsere Patienten aus.

Das häufigste Gefässleiden sind knotige Aufweitung der Venen, im Volksmund Krampfadern (med. Varizen) genannt. In 95% der Fälle lässt sich nicht eruieren, warum es zur Ausbildung der Krampfadern gekommen ist. Es besteht jedoch meist eine familiäre Vorbelastung. Zudem sind Frauen etwa dreimal häufiger betroffen als Männer. Die Symptome variieren stark in ihrer Ausprägung: von wenig symptomatisch und ästhetisch störend (Besenreisser) über schwere Beine bis hin zu Schmerzen mit Beinschwellung und schliesslich Ausbildung von Unterschenkelgeschwüren. Ausserdem sind die veränderten Venen anfälliger für die Entwicklung von oberflächlichen Gerinnseln (Thrombosen), die dann zu einer Venenentzündung führen (Phlebitis). Am KSBL behandeln wir das gesamte Spektrum der Krampfadern in Zusammenarbeit mit den Kollegen aus der Angiologie. Das operative Angebot umfasst minimal-invasive Eingriffe wie Schaumsklerosierung und Verödung mittels Laser (endovenöse Laserablation) und klassisch-offene Verfahren wie Miniphlebektomien (Entfernung kleinerer Venen mittels Stichinzision) und Crossektomie und Stripping (Entfernung grösserer Stammvenen). Unsere Chirurgen sind in allen Verfahren versiert und beraten Sie gerne hinsichtlich des besten Vorgehens.

Das KSBL verfügt über ein ambulantes Venenzentrum. Detaillierte Informationen dazu finden Sie unter www.ksbl.ch/venenzentrum

Bei einer Thrombose bildet sich ein Gerinnsel, das den Fluss des Blutes in seiner normalen Weise behindert und teils verhindert. Bei der tiefen Venenthrombose (TVT) sind im Besonderen die Venen des tiefen Systems der Beine gemeint. Hierbei kommt es zu Schwellung und dumpfen Schmerzen im betroffenen Bein. Eine Lungenembolie kann als schwerste Komplikation auftreten. Die Ursachen sind vielfältig: Immobilität (z.B. bei Flugreisen), eine kürzlich erfolgte Operation oder Entbindung, angeborene oder erworbene Gerinnungsstörungen (z.B. Krebserkrankungen oder Antibabypille) sowie frühere Thrombosen. Manchmal bestehen aber auch anatomische Verhältnisse, die zu einer Kompression der Venen von aussen führen. Hier sind das May-Thurner-Syndrom, das Thrombosen im linken Bein hervorrufen kann, und das Paget-von Schroetter-Syndrom, das Thrombosen beider Arme auslösen kann, zu nennen. Die Therapie wird in enger Absprache mit den Angiologen durchgeführt und besteht immer mindestens aus einer Blutverdünnung. Bei den anatomischen Syndromen beheben unsere Chirurgen die bestehenden Engstellen mittels offener und endovaskulärer Techniken. Gelegentlich wird das Gerinnsel auch direkt mittels endovaskulärer Verfahren und zersetzenden Medikamenten (tPA) aufgelöst.

Als Spätfolge einer tiefen Venenthrombose oder eines langjährig bestehenden ausgeprägten Krampfaderleidens kann es zur sogenannten chronisch venösen Insuffizienz kommen. Dabei fliesst das Blut nicht mehr regelrecht aus den Beinen ab. Zunächst kommt es zur Schwellung des betroffenen Beins (Ödem), dann zu Hautverfärbungen und andere Veränderung und schliesslich zu Geschwüren auf Höhe der Knöchel (venöses Ulkus). Die Therapie besteht in guter Wundversorgung, die unsere Spezialisten auf höchstem Niveau gewährleisten. Sowohl der Standort Bruderholz als auch der Standort Liestal sind zertifizierte Wundzentren. Zudem ist konsequente Kompression des betroffenen Beins absolut essentiell zur erfolgreichen Therapie. In bestimmten Situationen kann zudem mittels endovaskulärer oder offener Verfahren die Kompressions- und Wundtherapie unterstützt werden, um das erneute Auftreten von Geschwüren zu verhindern.

Der Begriff „thoracic outlet syndrome“ beschreibt eine Vielzahl von Kompressionsproblemen, die beim Austritt von Nerven, Venen und Arterien von der Brusthöhle zum Arm entstehen. Dabei werden diese Strukturen durch Muskeln, Bänder und Knochen (1. Rippe und Schlüsselbein) abgedrückt. Andere Begriffe im Gebrauch sind Engpasssyndrom der oberen Thoraxapertur oder Schultergürtel-Kompressionssyndrom. Die Symptomatik richtet sich nach der komprimierten anatomischen Struktur: bei Nerven stehen Schmerzen in Hals, Schulter und Arm im Vordergrund (95% der Fälle); bei Venen besteht eine unangenehme Schwellung des Arms (3-4%); bei Arterien schliesslich beklagen Patienten Kribbeln, Kälte der Hand oder Schmerzen in Arm und Hand vor allem bei Überkopfarbeiten (1%). Die Therapie richtet sich nach der Ursache sowie dem Schweregrad der Beschwerden und beinhaltet konservative Massnahmen wie Physiotherapie und operative Entlastungen, um die Engstellen zu beheben. Unsere Chirurgen werden einen massgeschneiderten Plan mit Ihnen ausarbeiten.