Hernien-/Bruch-Arten
Hernien werden nach verschiedenen Faktoren unterschieden. Das wichtigste Unterscheidungsmerkmal bezieht sich auf die Lokalisation der Hernie, die in den meisten Fällen auch namensgebend für den jeweiligen Bruch ist.
Das nächste Merkmal zur Unterscheidung ist die Aufteilung in innere und in äussere Hernien. Äussere Hernien sind von aussen zu erkennen. Die Bruchpforte führt dabei vom Körperinneren in Richtung zur Haut. Befindet sich der Bruch dagegen im Innern des Körpers, verläuft also zum Beispiel vom Bauch aus in den Brustkorb, dann sprechen wir von einer inneren Hernie. Sie ist nicht von aussen und auch nicht ohne Hilfsmittel zu erkennen.
Für die Behandlung entscheidend ist der Hernientyp und ob Beschwerden bestehen oder allenfalls eine rasche Grössenzunahme stattgefunden hat.
Zu den häufigsten Hernientypen gehören:
Der Leistenbruch zählt zu den häufigsten Hernien. Männer sind dreimal häufiger betroffen als Frauen. Die Leistenhernie entsteht an einer Schwachstelle, die sich oberhalb des Leistenbandes befindet. Es handelt sich hierbei um einen Eingeweidebruch. Man unterscheidet zwischen der indirekten und der direkten Leistenhernie. Ein indirekter Leistenbruch kann angeboren oder erworben sein. Er führt dabei immer durch den physiologischen Leistenkanal. Ist das nicht der Fall und verläuft die Leistenhernie stattdessen senkrecht durch die Bauchwand, dann wird das als direkter Leistenbruch bezeichnet. Die direkte Leistenhernie ist grundsätzlich erworben.
Auch die Nabelhernie gehört zu den häufigeren Brüchen. Sie ist in der Nabelgegend lokalisiert und tritt bei Säuglingen häufig unmittelbar nach der Geburt auf. Ebenso können aber auch Erwachsene betroffen sein. Dabei können Übergewicht oder starke körperliche Belastung einen Nabelbruch begünstigen.
Im Bereich von Narben am Bauch, z.B. nach operativen Eingriffen, können sich Narbenhernien bilden. Der Narbenbruch entsteht bei etwa einem Fünftel aller operierten Patienten. Dabei spielt die Grösse und der Ort der Narbe ebenso eine Rolle wie das individuelle Bindegewebe, Alter und Grunderkrankungen des Patienten.
Wenn die Bruchpforte unterhalb des Leistenbandes oder zwischen Leistenband und Schambeinknochen liegt, dann haben wir es mit einer Schenkelhernie zu tun. Hierbei verläuft der Bruch durch die Durchtrittsstelle, durch die Blutgefässe verlaufen, die das Bein versorgen. Schenkelhernien sind besonders gefährdert eingeklemmt zu werden. Frauen sind hiervon stärker betroffen als Männer.
Zwischen Brust- und Bauchhöhle verfügt die Speiseröhre über einen Durchtritt durch das Zwerchfell. Kommt es hier zu einer Schwachstelle, dann kann ein Zwerchfellbruch, der auch als Hiatushernie bezeichnet wird, entstehen. Die Zwerchfellhernie kann sowohl angeboren als auch erworben sein. Sie ist äusserlich nicht erkennbar. Hiatushernien können sich auch durch wiederkehrendes Sodbrennen bemerkbar machen, den sogenannten Reflux.
Auch ohne Operation können in der Bauchdecke aufgrund von Schwachstellen und bei individueller Veranlagung Brüche entstehen. Diese finden sich z.B. in der Mitte des Oberbauchs (epigastrische Hernie) oder im rechten oder linken Unterbauch (Spieghel-Hernie). Symptome sind z.B. zunehmende Vorwölbungen oder Schmerzen. Oft sind diese Brüche erst mit dem Ultraschall richtig diagnostizierbar.
Die sogenannte Rektusdiastase besteht, wenn die graden Bauchmuskeln in der Mittelinie der Bauchdecke auseinanderweichen, was sich als längliche Vorwölbung zeigen kann. Dies ist meist angeboren, verstärkt sich aber im Verlauf des Lebens, insbesondere z.B. nach Schwangerschaften oder bei Gewichtszunahme. Wird die Bauchdecke dadurch schwach (Rumpfinstabiltät) oder bilden sich zusätzlich Lücken (Hernien), ist eine Behandlung erforderlich.
Konservative Grundlage ist natürlich zuerst die Physiotherapie. Bleibt die Rumpfinstabilität und Rückenschmerzen aber trotzdem länger als ein Jahr nach Geburt bestehen, sollte eine weitere Abklärung erfolgen.
Am KSBL führen wir erfolgreich die minimalinvasive robotische Rektusdiastasenraffung mit bioresorbierbarer Netzverstärkung durch. Das Netz wird langsam durch den Körper in Wasser und Co2 zersetzt und durch körpereigenes Kollagen ersetzt – eine langfristige Stabilität ist so gewährleistet.
Alternativ kann die Behandlung auch im Rahmen einer Bauchdeckenstraffung durchgeführt werden, dann gemeinsam mit den Kolleg/-innen der plastischen Chirurgie.
Gemeinsam für Sie da
Da oft Frauen nach Mehrfachschwangerschaften betroffen sind, erfolgt die Zuweisung häufig über die Frauenklinik. Sollte es zu einer Operation kommen, sind Sie in der Klinik Chirurgie & Viszeralchirurgie bestens aufgehoben. Und bei Bedarf wird die Physiotherapie beigezogen.
Lesen Sie dazu den Beitrag, welcher in unserer Gesundheitszeitung medizin aktuell erschienen ist.
Rektusdiastase, medizin aktuell (PDF)