Allergologie
Etwa 1,5 Millionen Personen in der Schweiz leiden unter einer Allergie, einer (krankhaften) Überempfindlichkeit gegenüber an sich harmlosen Substanzen aus der Umwelt. Um der wachsenden Bedeutung und Zunahme von allergischen Erkrankungen Rechnung zu tragen, bieten wir an der Klinik für Hals-Nasen-Ohrenkrankheiten am Kantonsspital Baselland eine allergologische Sprechstunde an.
Wir testen und behandeln z.B. durch Pollen verursachte allergische Entzündungen der Nase (sog. Heuschnupfen) und klären auch ganzjährige allergische Erkrankungen der oberen Luftwege ab, die z.B. durch Hausstaubmilben, Tierhaare oder Schimmelpilze hervorgerufen werden.
Die allergischen Beschwerden sollte man ernst nehmen und entsprechend behandeln, da es sonst zu einem sogenannten Etagenwechsel von den oberen in die unteren Atemwege (Bronchien) kommen kann. Dieser führt möglicherweise zu einem allergischen Asthma.
Gut zu wissen
Typischerweise treten zur jeweiligen Pollenflugzeit saisonal beschränkt Beschwerden wie verstopfte Nase, Fliessschnupfen, rote Augen mit Juckreiz und Fremdkörpergefühl auf. Betroffene Patienten sind oft lichtempfindlich und klagen über einen eingeschränkten Geruchs- und Geschmackssinn. Mehr als 90% aller Heuschnupfenprobleme werden durch 6 Pflanzen ausgelöst: die früh blühenden Bäume Hasel, Birke und Erle sowie Esche (Ölbaum), Gräser und Beifuss.
Im Laufe des Lebens prägen sich gelegentlich zusätzliche Allergien aus, weswegen eine ständige Beobachtung und ggfs. Aktualisierung der Testungen sinnvoll sein können. Ausserdem reagieren viele Heuschnupfenpatienten auf bestimmte Nahrungsmittel (z.B. Nüsse, bestimmte Obstsorten) mit einem lokalen Juckreiz im Mund. Das entspricht dann meist einer Kreuzallergie, weil die Eiweiss-Struktur des auslösenden Nahrungsmittels der Struktur des Pollenallergens sehr ähnlich ist. Seltener – und gefährlicher – sind «echte» Lebensmittelallergien, deren immunologische Reaktion sich direkt gegen das Lebensmittel (z.B. eine Rübe) richtet.
Neben den saisonalen Allergien gibt es auch einen ganzjährigen, allergischen Schnupfen oder Husten, welcher durch Milbenkot (Hausstaubmilben), Tierallergene (insbesondere Haare von Katzen, Hunden und Pferden) bzw. Schimmelpilzsporen verursacht werden kann. Auch hier leiden Patienten typischerweise an Niesreizattacken oder laufender und verstopfter Nase, möglicherweise an trockenem «bellendem» Husten, als Zeichen eines beginnenden allergischen Asthmas. Diese Beschwerden treten häufig nachts und in den Morgenstunden auf.
Im Rahmen einer ausführlichen Anamnese (Arzt-Patienten-Gespräch) können wir Ihre Beschwerden eingrenzen und die notwendigen Testungen in die Wege leiten. Hierbei fragen wir gezielt nach der Art Ihrer Beschwerden (z.B. Niesreiz, Nasenlaufen, Nasenatmungsbehinderung, Augentränen, Asthma etc.) sowie wann und wo die Beschwerden auftreten, z.B. nur zu bestimmten Jahreszeiten (=saisonal), ganzjährig (=perennial) oder bei bestimmten Situationen (Tierkontakt).
Dementsprechend folgen ggfs. weitere Untersuchungen:
- HNO-ärztliche Untersuchung: Die Nase wird auf mögliche anatomische und allergiebedingte Veränderungen untersucht wie z.B. Schwellung der Nasenschleimhaut, Nasenpolypen etc.
- Hauttest: Der PRICK-Test ist der am häufigsten angewandte Allergietest, weil er einfach durchführbar und sehr sensibel ist. Hierfür wird ein Tropfen einer Allergenlösung auf die Haut gegeben und mit einer Lanzette oberflächlich in die Haut gepiekt. Innert weniger Minuten kommt es bei einer sensibilisierten Person an der Stelle zu einer Hautrötung mit Schwellung und Juckreiz (=Quaddel). So können bis zu 20 verschiedene Allergene gleichzeitig getestet werden.
- Blutuntersuchungen: Spezifische Antikörper gegen einzelne Allergene können häufig im Blutserum nachgewiesen und besonders dann untersucht werden, wenn der Haut-PRICK-Test überraschend unauffällig war.
- Nasaler Provokationstest: Bei weiterhin unauffälligen Testergebnissen und hochgradig verdächtigen Allergiebeschwerden kann schliesslich eine Testlösung direkt auf die Nasenschleimhaut gegeben und eine unmittelbare Reaktion in der Nase geprüft werden.
Die Meidung des auslösenden Allergens (=Expositions-Prophylaxe) stellt die Basis einer jeden Allergiebehandlung dar. Bei Tier-Allergien ist die konsequente Kontaktvermeidung besonders Behandlungs-effektiv. Aber auch der Milbengehalt im Haushalt ist durch geeignete Sanierungsmassnahmen relevant zu senken und eine deutliche Beschwerdelinderung von Milbenallergikern erreichbar.
- Symptomatische Behandlung: antiallergische Medikamente in Form von Tabletten oder Sprays oder Tropfen schwächen in fast allen Fällen allergische Symptome. Hierbei ist ein mehr oder weniger gezieltes Vorgehen je nach Beschwerden möglich.
- Immuntherapie: Sollten die bisherigen Massnahmen zu keiner ausreichenden Besserung führen und im Blut spezifische Antikörper nachweisbar sein, steht eine gezielte Desensibilisierung zur Verfügung. Hierbei wird dem Körper durch kontrollierte Zufuhr des Allergens über mindestens 3 Jahre eine Art Toleranz antrainiert, so dass er idealerweise lernt, auf das Allergen nicht mehr immunologisch zu reagieren. Für diese spezifische Immunbehandlung gibt es mittlerweile Medikamente, die wiederholt unter die Oberarm-Haut gespritzt oder in den Mund unter die Zunge gelegt werden.