09. Februar 2023

Höchstleistungen auf Zehenspitzen

Für das Publikum ein ästhetischer Genuss – für die Tänzerinnen und Tänzer eine sportliche Höchstleistung. Ballett fordert den Körper der Künstlerinnen und Künstler stark. Deshalb arbeitet das Kantonsspital Baselland (KSBL) als Medical Partner gemeinsam mit dem Ballett Theater Basel an einem Präventionskonzept.

Klassisches Ballett wie Schwanensee, Nussknacker oder Romeo und Julia sind nach wie vor beliebte Ballettstücke, welche das Publikum dahinschmelzen lassen. Was auf der Bühne so elegant aussieht, ist mit harter Arbeit, Kraft und enormer Körperspannung verbunden. Balletttänzerinnen und -tänzer müssen jeden Tag stundenlange harte Trainings absolvieren, bei den Vorstellungen ihr Bestes geben und ihren Körper bis aufs Äusserste fordern. Die Belastungen, die dabei auf die Gelenke, Muskeln und Bänder einwirken, können Schäden hinterlassen. «Tanzen ist die Verbindung von Sport und Kunst – wobei die Kunst bis anhin immer im Vordergrund stand. Man hatte ignoriert, dass die Tänzerinnen und Tänzer neben Künstlern auch Spitzensportler sind, mit einem Körper, der stark gefordert wird», sagt Tommaso Pennacchio, der seit 2012 als Physiotherapeut für die Basler Tanz Compagnie arbeitet. Deshalb fliessen zunehmend die neuesten Erkenntnisse innovativer Sportwissenschaft in die Welt des Balletts ein. Einer, der dies bereits vor 22 Jahren erkannt hat, ist Richard Wherlock, Direktor und Chefchoreograph des Ballett Theater Basel. Viele Jahre stand er selber als Tänzer auf der Bühne und weiss aus eigener Erfahrung um die körperlichen Auswirkungen des professionellen Tanzens. Ihm ist es zu verdanken, dass die Compagnie bereits seit 20 Jahren einen eigenen Physiotherapeuten beschäftigt. «Die Tanzwelt hat nicht nur Behandlungsbedarf, wenn die körperlichen Probleme schon da sind, sondern auch ein grosses Bedürfnis nach Prävention, welche ja allgemein ein grundlegendes Element für die Gesundheit ist», so Pennacchio.

Gegenseitige Stärken nutzen

Seit 2020 arbeiten das KSBL und das Ballett Theater Basel zusammen an der Weiterentwicklung des von Richard Wherlock entwickelten Präventionskonzepts. Für die Ausarbeitung des Konzepts wurde ein Dreier-Team gebildet, bestehend aus dem leitenden Physiotherapeuten am KSBL, Patrik Bürgin, dem verantwortlichen Sportorthopäden, Dr. Julian Röhm, und Tommaso Pennacchio. In dieser Zusammenarbeit liege der Schlüssel zum Erfolg, betont er. «Wir vergleichen, wir reden, wir suchen gemeinsam nach Lösungen. Und wenn wir etwas Neues lernen, geben wir es weiter.» Am Anfang der Zusammenarbeit zwischen dem KSBL und dem Ballett Theater Basel stand die Ausarbeitung eines Screenings. «Dazu haben wir Fachleute von internationalen professionellen Tanzschulen um Rat gefragt. Im Herbst 2022 konnten dann erstmals 28 Tänzerinnen und Tänzer die vollständige Testbatterie an einem Tag absolvieren», so Bürgin. Das Konzept beinhaltet zehn verschiedene Tests, welche speziell für die Basler Ballett-Company erarbeitet wurden. Dabei werden die Stärken und Schwächen der einzelnen Tänzerinnen und Tänzer erfasst und individuelle Übungen entwickelt, um den individuellen Defiziten gezielt entgegenzuwirken. Nach sieben bis acht Monaten wird der Test wiederholt und wissenschaftlich ausgewertet. «Es war für mich von grösster Wichtigkeit, dieses Konzept nach wissenschaftlichen Kriterien einzuführen», so Pennacchio.

Was auf der Bühne so elegant aussieht, ist mit harter Arbeit, Kraft und enormer Körperspannung verbunden. / Fotos: Lucia Hunziker

Ballett Theater Basel

Das Ballett Theater Basel steht für modernen klassischen Tanz und zählt in Europa zur Spitzenklasse. Die Tänzerinnen und Tänzer beherrschen das klassische Ballettvokabular ebenso wie moderne Tanzsprachen und verbinden höchstes tänzerisches Niveau mit virtuoser Dynamik und spielfreudiger Ausdrucksfähigkeit. Getanzt werden Arbeiten von international renommierten Gastchoreografinnen und -choreografen. Dazu kommen Stücke von Richard Wherlock selbst, der seit 2001 die Compagnie leitet. Er verlässt mit Ende der laufenden Spielzeit 22/23 das Ballett Theater Basel.
www.theater-basel.ch/ballett

Das Kantonsspital Baselland ist Medical Partner

www.ksbl.ch/sportorthopaedie


Der Beitrag ist im Februar 2023 in den beiden Magazinen Regio aktuell sowie Basel aktuell erschienen.

 


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