10. Februar 2023

«Wir alle können jeden Tag dazulernen»

Im neuen KSBL-Zentrum «Herz, Gefäss & Thorax» in Liestal rücken jene Disziplinen näher zueinander, die sich mit Erkrankungen der Organe im Brustraum sowie der Gefässe beschäftigen. Auch die Pflegefachpersonen sind speziell geschult und nehmen im neuen interdisziplinären Team eine zentrale Rolle ein. Jacqueline Schumacher-Heid, die seit 35 Jahren am KSBL in der Pflege arbeitet, ist gespannt auf ihren neuen Arbeitsalltag.

«Veränderungen gehören zum medizinischen Alltag. Ich habe in meinem langen Berufsleben schon viele Neuerungen erlebt: Die Diagnostik entwickelte sich enorm weiter, Therapieansätze veränderten sich, Abläufe wurden neu definiert. Mit der Zentrenbildung des KSBL steht nun erneut ein Strukturwandel an. Als wir Pflegefachpersonen vom neuen Zentrum Herz, Gefäss & Thorax in Liestal erfuhren, waren wir verunsichert. Es kamen Fragen, teilweise auch Ängste auf: Worum geht es? Wie stark wird sich unser Berufsalltag verändern? Haben wir genügend Fachwissen in den neuen Fachgebieten? Seit Anfang Januar arbeiten wir nun in den neuen Teams. Ich bin sehr gespannt, was auf uns zukommt.»

 «Unsere Fachkompetenz ist zentral für die Patientensicherheit – sie ist unser höchstes Gut. Umso wichtiger ist es, dass wir stets auf dem neusten Stand sind. Bis jetzt habe ich in Teilzeit in der allgemeinmedizinischen Abteilung gearbeitet. Ich bin daher in vielen medizinischen Bereichen sattelfest, auch in der Kardiologie. Im neuen Zentrum Herz, Gefässe & Thorax kommen neue Gebiete der Gefäss- und Thoraxchirurgie hinzu. Damit wir Pflegefachkräfte uns für die neuen Tätigkeitsfelder fit machen können, hat die Pflegeleitung für uns interne Fortbildungen aufgegleist. 

Dabei lernte ich, worauf ich bei der Pflege eines Patienten nach einer Gefässoperation achten muss. Noch im Operationssaal werden bei ihm Drainagen gelegt; das sind Systeme, die Körperflüssigkeiten – etwa Blut – aus der Wunde ableiten. Nach der Operation gilt es, diese zu beobachten sowie festzuhalten, wie viel Flüssigkeit sie transportieren. Ich muss also wissen, welche Werte normal sind und wann ich wie reagieren muss. In einer anderen Weiterbildung frischte ich mein Wissen zu Vakuumverbänden auf. Diese Schulungen sind enorm wichtig, denn keine Pflegefachperson will und darf ohne das nötige Fachwissen am Spitalbett stehen. Um allfällige Lücken zu schliessen, ist der Austausch im neuen Team jedoch ebenso wichtig. Jede Person soll dort abgeholt werden, wo sie steht. Jede und jeder soll Anerkennung erhalten und das Recht haben, Fragen zu stellen und sich einzubringen. Dann wird es funktionieren, denn es braucht uns alle. Im Spital kommen so viele Ressourcen zusammen – wir alle können jeden Tag dazulernen. Aber nur, wenn wir dies auch zulassen, wir unser Wissen teilen und einander offen und fair begegnen.»

«Auch von den Patientinnen und Patienten lerne ich jeden Tag dazu: von Betagten, Herzkranken oder Menschen mit einer Behinderung. Es ist nicht immer einfach, Zugang zu finden und Vertrauen aufzubauen. Aber mit Respekt und Empathie gelingt es mir meistens. Diesen vielseitigen Kontakt liebe ich an meinem Beruf. Ich wollte schon als Kind unbedingt Krankenschwester werden. Und noch heute berührt es mich jedes Mal von neuem, wenn eine Person, die krank zu uns kam, geheilt oder zumindest in einem stabilen Zustand wieder nach Hause darf. Ich möchte jedem Patienten, jeder Patientin eine Rundumbetreuung bieten – bis zu seinem/ihrem Austritt. Es ist mir ein grosses Anliegen zu wissen, dass die Person, die wir entlassen, auch zu Hause gut weiterbetreut wird. Kommen da Zweifel auf, ist es an uns, gemeinsam mit den Betroffenen, Angehörigen und beispielsweise einer Sozialarbeiterin eine Anschlusslösung zu finden.»

«Im neuen Zentrum Herz, Gefässe & Thorax arbeiten die verschiedenen Disziplinen noch enger zusammen als heute: Kardiologen, Chirurginnen, spezialisierte Pflegefachpersonen, Physiotherapeuten, Diabetesberaterinnen. Diese Nähe soll den medizinischen Austausch vereinfachen – zugunsten der Patienten und Patientinnen, weil sie sich innerhalb des Spitals nicht von Spezialist zu Spezialistin bewegen müssen, sondern sich diese abstimmen und zu ihnen kommen. 

Als Bindeglied zwischen allen Beteiligten kommt der Pflege dabei eine besonders wichtige Rolle zu. Wir sind sehr nah bei den Patient/-innen, verbringen viel Zeit mit ihnen. Während der Grundpflege sowie in Gesprächen kann ich Dinge beobachten und erfahren, die bei der zeitlich begrenzten Arztvisite ungesehen bleiben. 

Etwa in welchem körperlichen Zustand eine Patientin ist. Oder wie es ihr kognitiv und psychisch geht. Auch Rückmeldungen von Angehörigen, Therapeutinnen und anderen Involvierten sammle und leite ich an die Ärztinnen und Ärzte weiter. Ich sehe das zusätzliche Spektrum an Fachpersonen im neuen Zentrum daher auch als kommunikative Herausforderung.

Ich erhoffe mir, dass die Zentrenbildung uns einen Motivationsschub gibt. Das Rad kann nicht neu erfunden werden – Pflege bleibt Pflege. Aber gemeinsam verbessern können wir uns immer.» 

Zur Person: Jacqueline Schumacher-Heid (59) wohnt in der Region Liestal und arbeitet seit 35 Jahren im KSBL. Zuvor war sie als Pflegefachperson in einer Psychiatrie, im Paraplegiker-Zentrum sowie in einem Altersheim tätig.


Das Zentrum Herz, Gefäss & Thorax

Im neuen Zentrum Herz, Gefäss & Thorax in Liestal kommen alle Fäden zusammen, wenn es darum geht, Krankheiten und Gebrechen rund um Herz, Gefässe und Lunge zu heilen. Das neue Zentrum vereint die Klinik Gefäss- & Thoraxchirurgie, die Klinik Kardiologie, die Angiologie und die Pneumologie, also die Medizin der Gefässe, sowie die Allgemeine Innere Medizin und das Venenzentrum am Standort Bruderholz

Dr. med. Christof Kull
Facharzt für Chirurgie / Facharzt für Thoraxchirurgie / Facharzt für Gefässchirurgie
Leiter Zentrum Herz, Gefäss & Thorax


«Regio TV» war bei der Eröffnung vor Ort. Schauen Sie sich den Beitrag an.

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Die Zentren in der Übersicht


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