Der Zusammenschluss von USB und KSBL – Chance oder Risiko?

Die beiden Regierungsräte Thomas Weber (BL) und Lukas Engelberger (BS) prüfen derzeit eine enge Kooperation in der Gesundheitsversorgung der Nordwestschweiz. Dies haben sie an der Medienkonferenz vom 29. Juni 2015 erklärt. Die ersten Reaktionen auf die Medienkonferenz haben gezeigt, dass sich Bevölkerung, Politik und Spitalleitungen grundsätzlich einig sind: Ein gemeinsames Vorgehen der beiden Spitäler KSBL und USB ist für die Gesundheitsversorgung der Region der richtige Weg. Nun geht es darum, den Weg und das Ziel im Detail zu definieren. Bis zum dritten Quartal 2016 soll die Prüfung einer gemeinsamen Spitalgruppe abgeschlossen und somit die Basis für die politischen Entscheidungen gelegt sein.

Geplant ist die Gründung einer ambulanten Tagesklinik für operative und interventionelle Eingriffe (Arbeitstitel TOP) auf dem Bruderholz sowie eine Zentralisierung des stationären Angebots in Basel und Liestal. In Laufen soll neu ein bedarfsorientiertes Gesundheitsnetzwerk entstehen. Im Folgenden geben die beiden Spitaldirektoren Jürg Aebi vom Kantonsspital Baselland und Dr. Werner Kübler vom Universitätsspital Basel Auskunft über eine Zusammenführung ihrer beiden Spitäler.

Worin sehen Sie das grösste Potential eines Zusammenschlusses für die Gesundheitsregion Nordwestschweiz?

Werner Kübler (USB): Ein Zusammenschluss ist eine grosse Chance, die Versorgung unserer Patienten zu verbessern. Dies erreichen wir durch eine bessere Triage der Patienten an den verschiedenen Standorten und durch ein breiteres Angebot an hochspezialisierter Medizin. Ich verspreche mir ausserdem eine Stärkung der universitären Medizin sowie der Aus- und Weiterbildung der Ärzteschaft und der übrigen Gesundheitsberufe. Gleichzeitig rechne ich mit einem stabilen Kostenniveau, welches weniger schnell steigt, als es ohne den Zusammenschluss passieren würde.

Jürg Aebi (KSBL): Bisher haben die beiden Spitäler als Konkurrenten agiert und auch entsprechend investiert. Dies ist für zwei grosse öffentlich-rechtliche Spitäler im selben geographischen Gebiet der falsche Weg. Ich sehe das USB als wichtigen Partner, mit dem wir die Gesundheitsversorgung der Region verbessern können. Dies schaffen wir, indem wir die Grundversorgung sichern und den Zugang zu Spezialisten vereinfachen.

Was würde der Zusammenschluss der beiden Häuser für die Beziehungen zu den niedergelassenen Hausärzten und Spezialistinnen der Region bedeuten?

Jürg Aebi (KSBL): Wir möchten gemeinsame Prozesse und Strukturen aufbauen. Der Patient kann an vier Standorten eintreten bzw. dorthin zugewiesen werden und trifft überall auf die gleichen Strukturen und Abläufe. So sollen zum Beispiel gemeinsame IT-Systeme die Terminkoordination und die Berichterstellung und damit die Dienstleistung für die Hausärzte verbessern.

Werner Kübler (USB): Für die Zuweiser sind die neuen Prozesse einfacher und übersichtlicher. Das ambulante Zentrum auf dem Bruderholz bietet hier eine grosse Chance. Indem wir ambulante und stationäre Behandlungsabläufe trennen, können wir unsere Patienten besser betreuen. Denn die Termine werden so verbindlicher und beispielsweise nicht durch Notfallbehandlungen gestört. Die Abläufe werden insgesamt schlanker und schneller.

Welche Ängste hören Sie von Ihren niedergelassenen Kollegen in der Region in Bezug auf eine Zusammenführung der Spitäler?

Werner Kübler (USB): Ich höre hie und da Befürchtungen vor einer noch grösseren Organisation als dem USB mit entsprechenden Nachteilen. Darauf antworte ich, dass wir eben nicht ein einziger riesiger Betrieb werden, sondern ein Verbund von verschiedenen Häusern, die in einem Netzwerk zusammenarbeiten. Wir müssen die Vorteile eines grossen Betriebes nutzen - zum Beispiel ein einheitliches IT-System - und gleichzeitig nah bei unseren Kollegen bleiben. Wir werden vor Ort und lokal verwurzelt bleiben.

Jürg Aebi (KSBL): Die niedergelassenen Kolleginnen und Kollegen haben ganz klar und begründet höhere Ansprüche an unsere internen Prozesse. Daran arbeiten wir nun gemeinsam im Rahmen dieses Zusammenführungsprojekt. Wir haben das Ziel, die Abläufe zu verbessern, was der Gesundheitsregion im Allgemeinen zu Gute kommen wird.

Noch zu einem anderen Thema: Was tun Ihre Häuser gegen den Mangel an Hausärzten in ländlichen Gebieten der Region?

Jürg Aebi (KSBL): Mit dem neuen Institut für Hausarztmedizin unter der Leitung von Prof. Andreas Zeller, welches vor kurzem von der Universität Basel ins Leben gerufen wurde, wird eine Verbesserung der Situation angestrebt. Im laufenden Jahr werden bereits drei Medizinerinnen ausgebildet. Nach ihrem Abschluss erhalten diese auch Unterstützung bei der Übernahme oder Gründung eigener Praxen.

Werner Kübler (USB): Niedergelassene Kollegen wünschen ein durch das Institut für Hausarztmedizin koordiniertes Weiterbildungsangebot, welches ihnen alle Fachbereiche zugänglich macht. Daran sollten sich alle Spitäler inklusive UKBB und UPK beteiligen und engagieren. Dies ist eine Bestrebung der ganzen Region. Wir freuen uns, hier mit der Universität Basel zusammenzuarbeiten zu dürfen.

Herr Kübler, Herr Aebi, besten Dank für das Gespräch.
(Interview erschien in der BaZ Zeitungsbeilage «VISITE» vom 12.11.15)