Pilonidalsinus

Der Begriff Pilonidalsinus oder Sinus pilonidalis kommt vom lateinischen pilus für Haar, nidus für Nest und sinus für Höhle. Weitere Synonyme sind Haarnestgrübchen, Steissbeinfistel, Pilonidalfistel, Sacraldermoid, Steissbeindermoid, Raphefistel, oder "jeep disease". Wenn keine Öffnung nach aussen besteht, handelt es sich um eine Pilonidalzyste (Synonyme: Haarnestzyste, Dermoidzyste, Sakrokokkzygealzyste).

Welche Formen unterscheiden wir?

Es handelt sich um eine akut oder chronisch verlaufende Entzündung im Unterhautfettgewebe mit entzündlich bedingten Fistelbildungen, die fast immer im Bereich der Steissbeinregion, oberhalb der Gesässfalte auftritt. Es werden drei Formen unterschieden: 

Die asymptomatische Form verursacht wie der Name sagt keine Beschwerden, es können aber bei der Inspektion der Gesässregion Öffnungen der Haut festgestellt werden.

Bei der akut abszedierenden Form bestehen eine Schwellung, Rötung und Schmerzen in der betroffenen Region, ggf. auch Fieber. Nach Spontaneröffnung entleert sich Eiter.

Die chronisch-entzündliche Form bedingt vor allem eine immer wieder kehrende Sekretion serös-eitriger Flüssigkeit aus den Öffnungen des Pilonidalsinus.

Wie ist der Heilungsverlauf?

Eine Spontanheilung gibt es nicht. Ein asymptomatischer Pilonidalsinus persistiert lebenslang, kann aber auch in die akute (abszedierende) Form oder in das chronische Stadium übergehen. Bei lange Zeit bestehenden chronischen Verläufen ist sogar eine maligne Entartung zu einem Plattenepithelkarzinom möglich.

Wer ist betroffen?

Betroffen sind hauptsächlich Männern im 20. - 30. Lebensjahr, aber auch bei Frauen ist dieser Befund nicht selten.  Männer sind mehr als doppelt so häufig betroffen als Frauen.

Was ist die Ursache?

Als Ursache wir ein Einwachsen bzw. Einspiessen von abgebrochenen Haaren in die Haut angesehen. Dadurch entsteht ein sog. Fremdkörpergranulom, welches sich entzünden und einen Abszess bilden kann. Hieraus bilden sich dann Fistelgänge in die Tiefe oder an die Hautoberfläche. Andere Meinungen gehen von einer angeborenen (kongenitalen) Missbildung aus.

Begünstigende Faktoren für die Entstehung eines Pilondalsinus sind eine starke Behaarung, Fettleibigkeit, übermässige Schweisssekretion, eine überwiegend sitzende Haltung (z.B. Kraftfahrer, Bürokräfte) und unzureichende Körperhygiene. Eine familiäre Häufung wurde ebenfalls beschrieben.

Welche Untersuchungen sind notwendig?

Die Diagnose erfolgt meistens durch Anamnese und eine einfach Untersuchung der Region. In der Regel ist eine Blickdiagnose möglich. Bei Druck auf die Umgebung lässt sich im Rahmen der Untersuchung entzündliches Sekret aus den Öffnungen des Pilonidalsinus entleeren.

Wie sieht die Therapie aus?

Die Therapie ist abhängig von der Form. Die asymptomatische Form bedarf zunächst keiner Therapie. Bei der akut abszedierenden Form und der chronischen Form ist die Operation die Methode der Wahl. Der Abszess wird eröffnet und das gesamte infizierte umliegende Gewebe radikal bis in die Tiefe entfernt und die Wunde offen gelassen, damit sie langsam selbst verheilt. Möglich ist auch ein sofortiger Wundverschluss. Dies sollte aber nur bei nicht aktiver Entzündungssituation durchgeführt werden. Prophylaktisch sollte ein Antibiotikum gegeben werden.

Studien haben gezeigt, dass das offene Vorgehen mit sekundärer Wundheilung zu weniger Rezidiven (erneutes Auftreten) führt, jedoch ist es eine vorübergehende, deutliche Einschränkung der Lebensqualität vorhanden, da die sekundäre Wundheilung ca. 6-8 Wochen dauern kann. Eine sehr sorgfältige Wundbehandlung und regelmässiges Ausduschen der Region ist dabei essentiell.