Chronische Darmverstopfung

Von chronischer Verstopfung spricht man bei infrequenter Defäkation, d.h. weniger als 2 Entleerungen pro Woche, und bei erschwerter Defäkation, d.h. Pressen über 25% der Defäkationszeit. Weitere Symptome sind inkomplette oder erschwerte Evakuation, abdominale oder rektale Schmerzen, Blähungen und Tenesmen (Krämpfe). Etwa 10% der Patienten, die den Arzt wegen Verstopfung (Konstipation) aufsuchen, haben eine Stuhlentleerung pro Tag und sind trotzdem mit ihrer Defakationssituation unzufrieden. Zur besseren Erfassung und Objektivierung der Beschwerden steht ein Konstipationsscore von Wexner zur Verfügung.

Kologene Obstipation (Slow-transit-Obstipation)

Ursächlich ist eine verringerte Beweglichkeit des Darms, so dass der Darminhalt nur langsam vorwärts bewegt wird. Da dem Darminhalt kontinuierlich Wasser entzogen wird, entsteht sehr harter Stuhl. Gründe für eine kologene Obstipation sind:

  • Ballaststoffarme Ernährung
  • Nervenstörungen im Nervengeflecht des Darms
  • Diabetes mellitus
  • Multiple Sklerose
  • Sklerodermie
  • Muskel- und Bindegewebserkrankungen
  • Schilddrüsenunterfunktion
  • Dolichokolon (angeborenes überlanges Kolon >1,5m)
  • Nebenwirkungen von Medikamenten

Anorektale Obstipation

Ursächlich sind Veränderungen oder Störungen im Bereich des Enddarms und des Afters, wie z.B.:

  • Analstenose (Verengung des Darmausgangs)
  • Rektum- oder Analprolaps (Herausrutschen eines Teils des Mastdarms aus dem After)
  • Rektozele (Aussackung des Enddarms)
  • Angeborene Verdickung des inneren Schliessmuskels
  • Gestörte Motorik von Enddarm und After
  • Verminderte Enddarmsensibilität
  • Gestörte Koordination der Schliessmuskeln

Idiopathische Obstipation

Bei dieser Form der Verstopfung kann keinerlei krankhafte Veränderung der Darmfunktion oder der Darmanatomie festgestellt werden. Man unterscheidet zwei Formen: die Slow Transit Constipation (gestörte Stuhlpropagation durch das Kolon) und das Outlet Obstruction (Beckenbodendysfunktion; Störung der Stuhlentleerung). Diese Verstopfungsformen können durch die Beschwerden der Patienten sowie mit einer Transitzeitmessung diagnostiziert werden. Zur Absicherung der Diagnose erfolgt eine Rektoskopie (Enddarmspiegelung) sowie eine Sphinktermanometrie (Druckmessung des Schliessmuskels). Gründe der idiopathischen Obstipation:

  • Willkürlich unterdrückter Stuhlgang
  • Stress
  • Reizdarmsyndrom

Welche Untersuchungen kann man zur Abklärung einer chronischen Verstopfung durchführen?

  • Körperliche Untersuchung
  • Untersuchung von Blut und Urin
  • Untersuchung auf Blut im Stuhl
  • Ultraschalluntersuchung des Bauches
  • Darmspiegelung (Koloskopie)
  • Röntgenuntersuchung des Darmes (Kolonkontrasteinlauf)
  • Kolontransitzeitmessung
  • Computertomographie
  • Kernspintomographie

Wie sieht die Therapie aus?

Bei Ernährungsfehler empfiehlt man eine Umstellung der Ernährung auf ballaststoffreiche Kost, ausreichende Flüssigkeitszufuhr und ggfs. Änderung von Lebensgewohnheiten. Ausreichende Bewegung und Toilettenkonditionierung unterstützen die Darmtätigkeit.

Die Verwendung von Füll- und Quellstoffen können die Darmtätigkeit regulieren. Weiterhin stehen abführende Medikamente oder rektale Entleerungshilfen (Klistier) zur Verfügung.

Darmverschluss (Ileus)

Der Darmverschluss oder auch Ileus ist eine Unterbrechung der Darmpassage und stellt ein lebensbedrohliches Krankheitsbild dar. Er bedarf einer sofortigen ärztlichen Behandlung und in vielen Fällen einer chirurgischen Intervention.

Welche Formen unterscheidet man?

Es gibt unterschiedliche Formen, die sich nach Ursache und Lokalisation unterscheiden.

Man unterscheidet bezüglich der Ursachen den mechanischen Darmverschluss (Ileus), welcher durch eine wirkliche Blockade des Darmes verursacht wird, vom funktionellen Darmverschluss (Ileus), welcher den seltenen spastischen Ileus (bei Bleivergiftung) und den häufigen paralytischen Ileus, d.h. eine Lähmung der Darmbewegung, beinhaltet.

Beim mechanischen Ileus wird die Darmpassage von aussen (Kompression durch Verwachsungsstränge oder Tumoren, Abknickung des Darms durch Verwachsungen) oder von innen (z.B. angeborene Engstellen, im höheren Alter vor allem Tumoren, entzündliche Verengungen, Verstopfung durch unverdaute Nahrungsreste oder Fremdkörper) blockiert. Ein sogenannter Strangulationsileus bei Durchblutungsstörungen der Darmgefässe durch Darmeinklemmung (z.B. durch einen  Nabel- oder Narbenbruch oder durch eine Verdrehung von Darm) kann ebenfalls einen mechanischen Ileus bedingen und stellt einen Notfall dar.

Beim paralytischen Ileus ist die Darmlähmung meist reflektorisch durch eine Entzündung bedingt. Blinddarm-, Bauchspeicheldrüsen- Gallenblasen- oder Bauchfellentzündungen können einen paralytischen Darmverschluss zur Folge haben. Allerdings können auch Koliken, Operationen oder Unfälle (z.B. Wirbelkörperbrüche) einen reflektorischen Darmstillstand erzeugen.

In welchen Darmabschnitten kann ein Darmverschluss auftreten?

Ein Darmverschluss kann von seiner Lokalisation entweder sowohl im Dünndarm als auch im Dickdarm auftreten.

Welche Untersuchungen sollten zur Abklärung eines Darmverschlusses durchgeführt werden?

Die Diagnostik umfasst neben der Erfassung der Krankheitsgeschichte, die Messung der Körpertemperatur sowie die körperliche Untersuchung. Die Untersuchungen werden ergänzt durch Blut- und Urinuntersuchungen. Eine Ultraschalluntersuchung des Bauchraums sowie eine Röntgenaufnahme des Bauches sind wichtige Bestandteile im Rahmen der Abklärung. Ist das Krankheitsbild bis zu diesem Zeitpunkt nicht ausreichend geklärt, wird in den meisten Fällen eine Computertomographie durchgeführt.

Wie sieht die Behandlung aus?

Die Therapie des Darmverschlusses (Ileus) ist je nach Ursache unterschiedlich.

Der paralytische Ileus wird primär medikamentös (konservativ) behandelt. Wichtige Bestandteile der Therapie sind vorübergehende Nahrungskarenz, die Ableitung von Darminhalt, der Flüssigkeits- und Elektrolytausgleich in Form von Infusionen sowie die Anregung der Darmperistaltik.

Bei ursächlicher Peritonitis sowie beim mechanischen Ileus ist in den meisten Fällen eine Operation zur Behebung des verursachenden Problems unvermeidbar.