10. September 2021

Kompetenz und echte Zukunftsperspektiven

Im Zentrum für Altersfrakturen Baselland wird Expertise mit Empathie vereint. Das Ziel ist es, verunfallte Seniorinnen und Senioren möglichst schnell wieder in ein selbstbestimmtes Leben zu entlassen.

Kompetenz macht den Unterschied. Im Notfall sowieso. Noch vielmehr in fortgeschrittenem Alter. Wenn der Knochen bricht, ist es wichtig, schnell die passende Behandlung zu erhalten. Das Zentrum für Altersfrakturen Baselland (ZAB) ist auf die spezifischen Bedürfnisse der mehrfacherkrankten über 70-Jährigen ausgerichtet.

Die Bedeutung eines Zentrums wie dem ZAB wird klar, wenn der Blick auf die demographische Entwicklung fällt. Wir werden zunehmend älter. Mit fortschreitendem Alter nimmt die Sturzha?ufigkeit zu. Damit einher geht die Wahrscheinlichkeit einer Fraktur. Alleine das Baselbiet rechnet bis 2030 mit einer Zunahme der über 65-Jährigen um 37 Prozent sowie einer Zunahme um 59 Prozent der über 85-Jährigen. «Es geht darum, dass die Patientinnen und Patienten nach dem Unfall und dem Eingriff die grösstmögliche Selbständigkeit wiedererlangen, sodass sie in ihr gewohntes Umfeld zurückkehren können», sagt Bettina Hurni, Stellvertretende Chefärztin Rehabilitation und Altersmedizin. Dazu ist eine sehr hohe fachliche Expertise unabdingbar. Im Zentrum für Altersfrakturen werden Patientinnen und Patienten durch die Orthopädie und die Geriatrie von Anfang an gemeinsam betreut. Den Faktoren Zeit und Teamwork kommt dabei eine grosse Bedeutung zu. «Unser Ziel ist stets, dass vom Zeitpunkt des Unfalls über den operativen Eingriff bis zur Ankunft auf der Station maximal 24 Stunden verstreichen», sagt Andrej Nowakowski, Chefarzt Klinik für Orthopädie und Traumatologie. Das ZAB gewährleistet dies alles. Es ist seit 2015 eine von bisher nur drei durch die Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie DGU zertifizierte Kliniken für Alterstraumatologie in der Schweiz.

 

«Wir ziehen als Team alle an einem Strang.»

Dr. med. Bettina Hurni Stalder
Stv. Chefärztin Rehabilitation und Altersmedizin

Tel. +41 (0)61 436 21 60

Gleich wieder aufstehen

Die funktionelle Therapie ist von Anfang an von zentraler Bedeutung. Unmittelbar nach der Operation setzt bereits die physiotherapeutische Mobilisation ein. Gleich wieder aufstehen und sogar die ersten Schritte gehen, verhindert den physischen Abbau. Die Operationsverfahren erlauben eine sofortige Mobilisation unter Vollbelastung.

Das Zentrum verfolgt eine Therapie, die auf die Bedürfnisse der geriatrischen Patientinnen und Patienten massgeschneidert ist. Das ist eminent wichtig, denn die Betroffenen leiden typischerweise an mehreren Begleiterkrankungen. Auch die Medikamente und Schmerzmittel müssen fein aufeinander abgestimmt werden. Dieses Abstimmen erfordert ein funktionierendes Team. Zusammenarbeit und Kommunikation haben Priorität. «Die täglich gemeinsame Visite ist deshalb enorm wichtig», betont Bettina Hurni, «ja entscheidend.» Zum Team zählen neben den Pflegefachkräften auch die Kolleginnen und Kollegen aus der Physio- und Ergotherapie und der Ernährungsberatung. Der Austausch muss engmaschig stattfinden. Nicht zuletzt, weil einige Patientinnen und Patienten gleichzeitig auch Hirnleistungsstörungen aufweisen. Ihnen fällt es manchmal nicht leicht, sich klar auszudrücken und ihre Probleme direkt zu benennen. In solchen Fällen braucht es die Erfahrung und Empathie des ganzen Teams.

«Wir bündeln die Kompetenz für diese Art von Verletzungen und bringen sie in den Operationssaal und in die Nachbetreuung.»

PD Dr. med. Andrej Nowakowski
Chefarzt Klinik für Orthopädie und Traumatologie

Tel. +41 (0)61 436 27 21


Eine Befürchtung

Eine berechtigte Befürchtung der Patientinnen und Patienten ist, dass nach der Operation nebst anderen Komplikationen, wie einer Lungenentzündung oder einem Herzversagen, auch ein so genanntes Delir eintreten kann, ein Verwirrtheitszustand. Dieses komplexe Krankheitsbild hat verschiedene Auslöser. Es kann z.B. als Folge des Unfalls selbst, des Blutverlustes, der Operation, Schmerzen, Narkosemedikamente oder der ungewohnten Umgebung auftreten. Durch prophylaktische Massnahmen kann das Risiko für ein Delir reduziert und der Schweregrad reduziert werden. «In den meisten Fällen ist es im Verlauf rückläufig», sagt Bettina Hurni. Es kann jedoch auch bleibende Schäden hinterlassen. Daher ist es wichtig, alles zu unternehmen, ein solches Delir zu vermeiden, oder aber es bei Auftreten rasch zu erkennen und bestmöglich zu behandeln.

Es sei dabei auch wichtig, dass während des Spitalaufenthalts das Umfeld stimme. Deshalb ist es ideal, dass im ZAB alles, was für Patientinnen und Patienten wichtig ist, vor Ort vorhanden ist. Niemand muss nach der Operation in ein anderes Haus, eine andere Klinik oder auf eine andere Station verlegt werden. Denn auch eine Verlegung könnte ein Delir auslösen. Für Hurni ist Stabilität im Behandlungsprozess das A und O. «Die goldene Pille, die einen Verwirrtheitszustand verhindern kann oder einen bestehenden umgehend kuriert, existiert aber leider nicht», räumt sie ein. Das Krankheitsbild ebenso wie die therapeutischen Massnahmen sind vielschichtig.

In modernen Betrieben wie dem ZAB gibt es für alles Spezialistinnen und Spezialisten. Andrej Nowakowski hat sich auf den Hüftbereich und das Becken spezialisiert. Er vergleiche die Chirurgie gerne mit einem Zehnkampf: «Wenn ich im Zehnkampf Weltmeister werde, bin ich der Beste, aber es gibt bestimmt in jeder einzelnen Disziplin noch einen besseren Spezialisten.» Die Klinik für Orthopädie und Traumatologie des Bewegungsapparates gehört schweizweit zu den 8 Kliniken mit der höchsten «Ausbildungsstufe A1». Daher werden die allenfalls nötigen Operationen entsprechend auf höchstem Niveau durchgeführt.

Den geeigneten Weg finden

Nowakowski führt seine Eingriffe möglichst minimalinvasiv durch. Damit schont er die Strukturen des Körpers. Eine klassische Technik würde vielleicht dazu führen, dass ein Muskel abgelöst wird, um zum gebrochenen Oberschenkelhals vorzudringen. «Es geht hier nicht nur um Mechanik, denn der Knochen lebt», sagt Nowakowski, «an diesen Knochen muss man zuerst rankommen – es geht also auch um den Weg zum Ziel.» Eine zusätzliche Verletzung wie das Abtrennen eines Muskels muss ein Körper in fortgeschrittenem Alter erst wieder verkraften. «Es geht darum, vorauszudenken, Instrumente und Operationstechniken zu verbessern», erklärt der Chefarzt. Den Oberschenkelhals eines 80-Jährigen zu operieren, unterscheide sich deutlich von der Operation des Oberschenkelhalses an einem 40-Jährigen. Einen jungen Knochen kann man in der Regel problemlos verschrauben, wogegen ein Knochen mit fortgeschrittener Osteoporose andere Anforderungen an die Chirurginnen und Chirurgen stellt. Allerdings ist dabei trotz allem das biologische Alter ausschlaggebend und nicht das chronologische.

Auf die Hilfe des ZAB kann nicht nur zählen, wer rund um das Bruderholz lebt. Auch wenn sich jemand im obersten Baselbiet den Oberschenkelhals brechen sollte, wird ihm das Rettungsteam den Transport ins ZAB anbieten. Damit nicht unnötig Zeit verrinnt. Das würde dem Behandlungskonzept widersprechen. «Wir holen das Optimum heraus», verspricht Bettina Hurni, «wir ziehen als Team alle an einem Strang».


Zentrum für Altersfrakturen Baselland (ZAB)

Das ZAB garantiert älteren Menschen mit Knochenbrüchen ein ganzheitliches Konzept und höchste therapeutische Standards. Ein Konzept, in dem schnelles Handeln das Risiko von Komplikationen, Folgeerkrankungen und Pflegebedu?rftigkeit reduziert und die Selbsta?ndigkeit der Patientinnen und Patienten so lange wie mo?glich bewahrt.

www.ksbl.ch/zab


 

Der Beitrag ist im September 2021 in der BAZ-Beilage "Senioren" erschienen.


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