01. März 2022
Dr. Voegeli spricht über die Faszination Mensch und Wissenschaft
Das Magazin BaslerIN hat mit Dr. med. Michèle Voegeli, Leitende Ärztin, über Krebsforschung, Chancengleichheit und Empathie gesprochen.
Als Leitende Ärztin in der Onkologie am Kantonsspital Baselland erlebt Dr. med. Michèle Voegeli sowohl schwierige als auch schöne Momente. Da die Krebsforschung stetig Fortschritte macht, muss sie fachlich immer up to date bleiben.
Dass sie einmal Onkologin werden sollte, wusste Michèle Voegeli lange nicht. Die heute 51-Jährige wuchs in einer nichtakademischen Familie in einem Dorf auf. Für ihre Ausbildung scheute sie keinen Aufwand, nahm einen stundenlangen Weg zum Gymnasium in Kauf und entschied sich später für ein Medizinstudium. Ihr Plan war es, Hausärztin zu werden. Als sie auf der Inneren Medizin arbeitete, musste Dr. Voegeli für einige Monate im onkologischen Ambulatorium einspringen. Ihr gefiel die Vielfalt, die sie dort antraf. «Ich hatte es mit Menschen zu tun, welche erst kurz vorher ihre Diagnose erhalten hatten, anderen waren bereits schwer erkrankt. In solch schwierigen Situationen braucht man psychologisches Verständnis. Mich fasziniert sowohl der menschliche als auch der wissenschaftliche Aspekt an diesem Beruf», sagt Dr. Voegeli.
Empathie und Abgrenzung
Für diesen Beruf müsse man Empathie mitbringen, betont sie. «Das Wichtigste ist das Interesse am Menschen, der einem gegenübersitzt. Im Kontakt mit den Patientinnen und Patienten erfährt man automatisch etwas über deren Privatleben, an das man anknüpfen kann. Das schafft eine Verbundenheit.» Die Onkologin bekommt auch viel Leid mit. Es sei wichtig, einen soliden Boden und ein gutes Umfeld zu haben. Wenn sie etwas sehr belaste, habe sie zudem die Möglichkeit, sich im Team auszusprechen. «Es ist enorm wichtig, sich abgrenzen zu können, um nicht alles ins Privatleben zu tragen. Für mich ist der Heimweg im Auto ideal. In dieser halben Stunde versuche ich abzuschalten und mich in eine andere Welt zu begeben.»
Die neu aufgekommenen Immuntherapien und Medikamente würden die Arbeit noch interessanter machen. «Plötzlich sind Erkrankungen, die früher ein Todesurteil bedeuteten, chronische Krankheiten.» Der rasche medizinische Fortschritt bedingt aber auch, dass sie sich laufend weiterbilden muss, um dranzubleiben. Um Leitende Ärztin zu werden, musste Dr. Voegeli viel Einsatz zeigen. Sie ist überzeugt, dass Frauen mehr leisten müssen, um befördert zu werden. «In der Schweiz gibt es in der Onkologie in den grossen Spitälern nur zwei Chefärztinnen. Nach oben wird die Luft für Frauen sehr dünn. Ich bin froh, dass ich für mich eingestanden bin.»
Dr. med. Michèle Voegeli
Fachärztin für Medizinische Onkologie / Fachärztin für Allgemeine Innere Medizin
Leitende Ärztin, Leiterin Onkologie
Stv. Leiterin Darmkrebszentrum
Tel. +41 61 925 27 10
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Medizinische Universitätsklinik, Onkologie
Das Kantonsspital Baselland bietet ambulante und stationäre Abklärungs- und Behandlungsmöglichkeiten von Tumorerkrankungen sowie gut- und bösartigen Bluterkrankungen an. Weitere Informationen:
Der Beitrag ist im Magazin BaslerIN, Ausgabe Februar 2022 erschienen.
Mit Leib und Seele Onkologin
Von Elisabeth Czendlik am 05.05.2022, 06:43 Uhr
Dr. Michele Voegeli ist fachlich kompetent, sehr emphatisch und gib immer vollen Einsatz. Ein Glück für die Patienten, dass sie sich für diese Fachrichtung entschieden hat.