21. Dezember 2022

Ambulante und stationäre Versorgung von Patientinnen und Patienten mit Krebs und Bluterkrankungen in gleichen Händen

Mit der Eröffnung des Zentrums Onkologie & Hämatologie des Kantonsspitals Baselland erhalten Krebsbetroffene und Betroffene mit gut und bösartigen Bluterkrankungen sowie ihr Ärzte- und Therapeutenteam eine eigene Schwerpunktstation im Spital. Dies bringt viele Vorteile für die Patientinnen und Patienten. Welche, zeigt PD Dr. med. Marcus Vetter, Leiter des neuen Zentrums, auf.

Das Team v.l.n.r. Dr. med. Geneviève Favre (Leitende Ärztin), PD Dr. Marcus Vetter (Chefarzt Onkologie & Hämatologie), Karin Rippstein (Pflegeexpertin MSc), Dr. med. Michèle Voegeli (Leitende Ärztin), Loay Tahan (Zentrumsmanager).

Ort der Behandlung für chronisch Kranke

«Eine Krebsdiagnose bedeutet heutzutage in vielen Fällen eine länger dauernde Erkrankung, die wir mittlerweile besser behandeln können als noch vor wenigen Jahren», sagt Marcus Vetter, der das neue Zentrum Onkologie & Hämatologie des KSBL leitet. Dies gelte ebenfalls für hämatologische Krankheiten wie etwa chronische und auch akute Leukämie und andere, auch gutartige, Bluterkrankungen. Als Onkologe weiss er, wie wichtig für chronisch kranke Menschen ein Behandlungsort ist, an dem sie sich aufgehoben fühlen und ihnen das Gesundheitspersonal vertraut ist. 

Zentrum der interdisziplinären Zusammenarbeit

Die meisten Patientinnen und Patienten mit Krebs und/oder Bluterkrankungen werden ambulant behandelt. Sie kommen also für die Untersuchungen oder für Behandlungen wenige Stunden ins Spital. Für sie ändere sich nicht viel, sagt Vetter: «Unsere Versorgung war bisher schon auf sehr hohem Niveau.» Und doch profitierten auch sie davon, dass im Zentrum Onkologie & Hämatologie neu die Spezialistinnen und Spezialisten der Onkologie, Hämatologie und chirurgischen Disziplinen  sowie Therapeutinnen und Therapeuten Tür an Tür arbeiten und oft auch in gemeinsamen Sprechstunden Patientinnen und Patienten empfangen. Im neuen Zentrum befinden sich zudem die eigene Chemotherapie-Einheit sowie die Radioonkologie-Abteilung für die Bestrahlung. Mehrmals wöchentlich kommen die Fachleute aller involvierten Disziplinen zu einem «Tumorboard» zusammen und erarbeiten gemeinsam Empfehlungen zu den Therapien der einzelnen Patientinnen und Patienten. Das Ziel ist, hier eine ganz individualisierte Behandlung anbieten zu können. Es bestehen auch enge interdisziplinäre Vernetzungen mit Spezialisten des Universitätsspitals Basel. 

Das interdisziplinäre Darmkrebszentrum ist mehrfach nach den Kriterien der Deutschen Krebsgesellschaft zertifiziert. und das Brustzentrum Baselland ist Netzwerkpartner des zertifizierten Brustzentrums des Universitätsspitals Basel. 

Eine Station für alle Krebsbetroffenen und Patientinnen und Patienten mit Bluterkrankungen

Patientinnen und Patienten mit Krebs- und/oder Bluterkrankungen, die eine stationäre Betreuung benötigen, können ab sofort in die neue Zentrumsstation eintreten und werden hier von einem spezialisierten Pflege- und Ärzteteam betreut. Für sie werde sich vieles verbessern, sagt Vetter. Waren sie bisher auf die verschiedenen Stationen des KSBL verteilt, werden sie ab sofort alle auf der zentrumseigenen Station betreut. Sie müssen also nicht mehr für jede einzelne Untersuchung oder Behandlung lange Wege auf sich nehmen. «Ich bin sehr glücklich über diesen Paradigmenwechsel», sagt Vetter. «Ab sofort kommt das gesamte Behandlungsteam in der Visite an einem Platz zu den kranken Menschen.» Hier diskutieren und entscheiden sie gemeinsam mit den Therapeutinnen und Therapeuten direkt am Patientenbett über Diagnose-, Therapie- und Zeitpläne.

Langjährige Beziehungen des Vertrauens

Die eigene Station sei eine Chance für alle, ist Vetter überzeugt: «Die räumliche Nähe ermöglicht uns, stärkere Bindungen mit den Patientinnen und Patienten aufzubauen.» Dies sei bei einer chronischen Krankheit wie z.B. Krebs wichtig, denn gute Beziehungen zwischen Arzt und Patientin sowie gegenseitiges Vertrauen fördere den Genesungsprozess enorm. Ausserdem verbessere sich die Qualität der Medizin wie auch der Forschung, wenn Ärztinnen und Ärzte näher an den Patientinnen und Patienten sind. 

Speziell geschulte Pflegefachpersonen

Auch das Pflegepersonal im Zentrum Onkologie & Hämatologie ist speziell für die Bedürfnisse von onkologischen und hämatologischen Patientinnen und Patienten geschult. «Krebs ist eine sehr spezielle Erkrankung, die oft mit viel Angst verbunden ist», sagt Vetter. Umso wichtiger sei es, dass auch Pflegefachkräfte entsprechend spezialisiert und sensibilisiert seien. Das Pflegeteam ist ein fester und wichtiger Teil des interdisziplinären Teams, sagt Vetter: «Sie kommen den Patientinnen und Patienten sehr nahe und das ist ein wichtiger Baustein bei der Genesung oder Behandlung von Krebs und Bluterkrankungen. 

Motiviertes Gesundheitspersonal

Der Fachkräftemangel macht sich auch in der Onkologie und Hämatologie immer stärker bemerkbar. Umso wichtiger ist es laut Vetter, dass das KSBL weiterhin ein attraktiver Arbeitgeber ist. Als anerkannte A-Weiterbildungsstätte habe das Zentrum Onkologie & Hämatologie jungen Ärztinnen und Ärzten viel zu bieten, ist er überzeugt: «Sie können bei uns Forschungsprojekte durchführen und lernen dank der überschaubaren Grösse des Spitals das gesamte Spektrum an onkologischen und hämatologischen Erkrankungen kennen.» Genügend Gesundheitspersonal, motivierte Spezialistinnen und Spezialisten und gut ausgebildete Pflegefachkräfte kämen schlussendlich den Patientinnen und Patienten zugute. 

Fortschrittliche, bewegliche Medizin

«Meine Vision ist es, die Krebsdiagnostik und Therapie neu zu denken», sagt Vetter. Dank kürzerer Wege und verbesserter interdisziplinärer Kommunikation fänden die Ärztinnen und Ärzte schneller zu einer Diagnose und gezielter zur richtigen Therapie. «Unser Ziel ist es, die Krebszellen so zielgerichtet wie möglich zu zerstören.» Unsere «Cancer Unit» des KSBL ist sehr «beweglich». «Wir können schnell auf medizinische Fortschritte reagieren – und beispielsweise ein neues Medikament in kürzerer Zeit einführen. 

PD Dr. med. Marcus Vetter
Facharzt für Medizinische Onkologie / Facharzt für Allgemeine Innere Medizin
Chefarzt
Leiter Zentrum Onkologie & Hämatologie, Leiter Tumorzentrum Baselland

Tel. +41 61 925 27 10
Mail

Geteiltes Wissen, bessere Forschung

Das neue Zentrum wird noch enger mit universitären Zentren kooperieren: «Unser Wissen soll nicht im Spital bleiben, sondern geteilt werden – der Austausch ist viel wichtiger als die Konkurrenz.» Vetter glaubt fest daran, dass sich die verschiedenen Krebszentren in der Schweiz gut ergänzen, daher arbeitet das neue Zentrum aktiv in der Arbeitsgemeinschaft Schweizer Krebszentren mit. Gerade für die Forschung sei dies zentral, sagt er: «Nur wenn wir kooperieren, können wir alle Forschungsgebiete abdecken – auch die weniger attraktiven.» Und dies sei für die Genesung vieler Patientinnen und Patienten entscheidend. 

Psychoonkologische Begleitung – auch für Genesene

Auch wer den Krebs besiegt, braucht nach der Behandlung eine optimale rehabilitative Versorgung. «Auch viele junge Genesene haben langfristig Nebenwirkungen wie Müdigkeit und Schwäche, was nicht selten zu Arbeitsunfähigkeit führen kann», sagt Vetter. Viele «cancer survivors» kämpften auch mit psychischen Problemen. «Krebs kann eine massive Belastungsstörung auslösen», sagt Vetter. Es sei deshalb wichtig, Krebserkrankungen ganzheitlich zu betrachten. «Unsere Psychoonkologinnen sind im neuen Zentrum immer mit an Bord.» Sowohl während der Behandlung, aber auch bei der Nachsorge der genesenen Patientinnen und Patienten nähmen sie eine wichtige Rolle ein. 

Fokus auf alte Menschen

Das Zentrum Onkologie & Hämatologie wird sich auch auf die sogenannte «geriatrische Onkologie» spezialisieren, also auf die Versorgung älterer, an Krebs erkrankter Patientinnen und Patienten. Dieser Fokus sei ein Novum in der Schweiz, sagt Vetter, dies insbesondere auch dank der auf die Behandlung älterer Patient/-innen spezialisierten Kolleginnen und Kollegen im  Zentrum Altersmedizin & Rehabilitation auf dem Bruderholz. Krebserkrankungen beträfen oft ältere Menschen. «Und weil die Menschen immer älter werden, wird auch Krebs häufiger.» Trotzdem würden ältere Menschen in den meisten Studien nicht repräsentativ abgebildet, sagt Vetter. Das will er ändern, denn «es geht bei ihnen sehr oft um die Frage der Lebensqualität.» Man müsse als Onkologin oder Onkologe abwägen, ob es für die betagte Person besser sei, die Krebserkrankung zu bekämpfen oder sie auszuhalten. Denn eine starke Therapie könne für Betagte lebensbedrohlich sein. Vetter setzt sich für den Aufbau entsprechender Standards für die ganze Schweiz ein. «Darauf freue ich mich sehr. Denn ältere Krebspatientinnen und -patienten sollen weder über- noch unterbehandelt, sondern optimal versorgt werden.» 

Palliativmedizin vor Ort

Ist die Erkrankung so weit fortgeschritten, dass die Patientinnen und Patienten nicht mehr geheilt werden können, braucht es palliativmedizinische Betreuung und Therapie. «Langjährige Patientinnen und Patienten betreuen wir nach Möglichkeit gemeinsam mit Palliativmedizinerinnen bei uns im Zentrum weiter», sagt Vetter. Für viele Betroffene sei es jedoch entlastend zu wissen, dass es auch Palliativzentren gebe, wo sie in der «letzten schwierigen Zeit» hingehen können. «Auch das Sterben gehört zum Krebs», sagt Vetter. 


Das Zentrum Onkologie & Hämatologie

Das neue Zentrum Onkologie & Hämatologie in Liestal wurde im Rahmen der Neuorganisation des KSBL gegründet. Zusammen mit dem neu zu gründenden Tumorzentrum sind wir Mitglied der AGSKZ (Arbeitsgemeinschaft Schweizerischer Krebszentren) Im neuen Zentrum begleiten wir sowohl ambulante wie auch stationäre Krebspatientinnen und –patienten sowie Patienten mit gutartigen und bösartigen Bluterkrankungen. 


«Regio TV» war bei der Eröffnung vor Ort. Schauen Sie sich den Beitrag an.

Lesen Sie auch unseren Beitrag «Aufbruch in die Zukunft – mit neuen Spitalzentren»

Die Zentren in der Übersicht

 


Kommentare

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Hämatologie

Von Rosmarie Brunner-Ritter am 15.02.2024, 19:15 Uhr

Ich spreche dem Hämatologie-Team unter Frau Dr. G. Favre ein grosses Dankeschön aus für die langjährige, gute und umsichtige Betreuung, die ich immer wieder erfahren darf im Zusammenhang des Krankheitsverlaufes meines Multiples Myeloms im KSBL Liestal.

Krankheitsverlauf

Von KSBL Marketing am 16.02.2024, 06:54 Uhr

Ganz herzlichen Dank, dafür sind wir da :-)

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